Die Autofahrt zwischen Ubud und Amed dauert ungefähr 3 Stunden (variiert natürlich je nach Verkehrsaufkommen). Unser Fahrer Agung hat uns zu 2 sehenswerten Orten am Weg gebracht.
Tirta Gangga
Dieses Areal des Wasserpalasts im Osten von Bali ist unglaublich schön und lädt zum Spazierengehen ein. Der Palast wurde im Jahr 1946 erbaut, 1963 bei der Eruption des Vulkans Agung zerstört und danach wiederaufgebaut.
Highlight dieses Ortes ist aber nicht der Palast, sondern die Anlage welche diesen umgeben. Die Anlage ist 1,2 Hektar groß und sehr liebevoll und detailreich gestaltet. Man findet einen wunderschönen Garten mit Wasserbecken (inkl. großer Kois), kleinen Brücken und wunderschönen Pflanzen.
Man kann sogar quasi in den Wasserbecken auf einem Weg herumspazieren und dabei die großen Fische aus nächster Nähe betrachten.
Im Zentrum des Areals steht ein 11-stöckiger Brunnen. Das Wasser kommt aus heiligen Quellen oberhalb des ehemaligen Palastes und füllt die Becken. Seinen Namen hat der Tempel aufgrund dessen auch erhalten – Taman Tirta Gangga bedeutet „Heiliges Wasser des Ganges“.
Tipp: Vom Parkplatz des Areals aus hat man über Reisfelder hinweg einen wunderschönen Blick zum Vulkan Agung – ein toller Fotospot 😊
Dieser Ort ist jedenfalls einen Besuch wert. Wir sind dort kurz vor Sonnenuntergang angekommen und ich kann diese Uhrzeit für einen Besuch empfehlen. Zum einen hat man eine sehr schöne Stimmung mit dem Himmel, welcher sich in verschiedene Farben färbt und zum anderen waren wenige Touristen vor Ort was einen Besuch sehr entspannt gemacht hat.
Goa Lawah Tempel
Dieser Tempel wird auch bat cave Tempel genannt, da direkt beim Tempelareal eine kleine Höhle ist, bei welcher man eine Vielzahl an Fledermäusen vorfinden kann. Sie hängen in Unmengen ganz dicht beisammen und man kann beobachten wie einige von ihnen fliegen und sich in diesem Tumult noch den letzten kleinen freien Platz suchen. Teilweise hängen sie an der Wand schon gefühlt übereinander. Es ist ein interessantes Schauspiel und man sollte genügend Zeit einplanen, um ihnen zuzusehen.
Der Goa Lawah Tempel ist aber nicht nur für seine Fledermaus-Höhle bekannt, sondern ist unter den Balinesen noch für ein anderes Thema von enormer Bedeutung – nämlich für Zeremonien nach der Einäscherung verstorbener Familienangehöriger.
Für die Balinesen (bzw. für jene mit hinduistischem Glauben) ist es beim Tod eines Familienangehörigen das Ziel, dass der Körper eingeäschert und die Asche dann im Meer verteilt wird. Laut ihrem Glauben kann der Geist dann einfacher den Körper verlassen und der Transformation für eine Wiedergeburt in ein neues Leben steht nichts mehr im Wege. Leider ist dort die Einäscherung sehr teuer (Info, welche wir erhalten haben, umgerechnet ca. 400€) und viele Balinesen müssen jahrelang sparen, um dieses Geld aufzubringen. Wenn also ein Familienangehöriger verstirbt, wird dieser normalerweise einmal zuerst auf einem Friedhof in einem Grab beerdigt (jeder Ort hat einen eigenen Friedhof und die Beerdigung dürfte dort so gut wie nichts kosten).
Wenn die Familie dann das notwendige Geld für eine Einäscherung zusammengespart hat, werden die körperlichen Überreste wieder aus dem Grab geholt und eingeäschert. Meist gibt es pro Ortschaft eine Art Sammeltermin für Einäscherungen (aus Kostengründen). Die Familien der Verstorbenen Angehörigen fahren dann zum Meer, um die Asche dann gemeinsam zu verstreuen.
Ein Monat nach der Einäscherung ist es dann Tradition, dass sie Angehörigen für eine Zeremonie zum Goa Lawah Tempel fahren. Familien aus ganz Bali kommen zu diesem Tempel für diese spezielle Zeremonie. Ihr werdet euch fragen warum genau zu diesem Tempel? Für die Balinesen stellt der Goa Lawah Tempel aufgrund seiner Lage etwas Besonderes dar. Er liegt genau zwischen dem höchsten Berg (Vulkan) Balis namens Agung und dem Meer und wird somit als eine Art spirituelle Verbindung zwischen den Lebenden am Land und den verstorbenen Seelen am Wasser gesehen.
Als wir den Tempel besucht haben, konnten wir eine Zeremonie dieser Art mit beobachten. Die Familien bringen Opfergaben in Form von großen Körben mit Blumen und Essen mit. Diese werden gesegnet und von den Familien dann wieder mitgenommen und zu Hause beim Familientempel aufgestellt.
Durch diese Hintergründe, welche wir erfahren haben, war der Tempelbesuch spannend für uns. Es war etwas Besonderes so eine Zeremonie vom Rand aus mitzuverfolgen und die Hintergrundinfos von einem Guide zu erhalten.
Noch einige Worte zum Thema Reinkarnation....
Nach dem Besuch dieses Tempels war unser Interesse geweckt und wir haben unseren Fahrer Agung noch weiter zu kulturellen/religiösen Hintergründen ausgefragt.
Die Hinduisten glauben an Karma, daher kommt die Einstellung „Tue Gutes und dir wird Gutes widerfahren.“ Das ist ein Grund dafür, weshalb die Kriminalitätsrate im Land sehr niedrig ist und der Gemeinschaftsgedanke enorm stark. Wenn jemand in der Gemeinschaft beispielsweise gerade keinen Job hat und sich kein Essen leisten kann, dann teilen andere Mitglieder der Gemeinde etwas von ihrem Essen. Egal wo man Hilfe benötigt – deine Gemeinde ist für dich da und alle unterstützen sich gegenseitig (finde ich sehr schön, wenn ich daran denke, dass man in Österreich teilweise nicht einmal mehr den Namen seines Nachbarn kennt). Das gilt auch beim Thema Wiedergeburt. Man glaubt daran, dass wenn man in seinem aktuellen Leben viel Gutes macht, dass man in ein besseres nächstes Leben wiedergeboren wird.
Was noch sehr spannend ist – laut dem Glauben können alle Lebewesen wiedergeboren werden. Und Tiere können theoretisch als Mensch und Menschen als Tier wiedergeboren werden. Es gibt auf Bali eigene Zeremonien für Tiere und durch diese Zeremonien bekommen die Tiere dann möglicherweise in manchen Fällen diese spezielle Bedeutung, dass sie das Glück haben als Mensch wiedergeboren zu werden. Wiederum würde ein Mensch als Tier wiedergeboren werden, wenn er in seinem Leben nicht viel Gutes macht, denn das Tierleben wird von den Balinesen als deutlich minderwertiger angesehen als ein Menschenleben.
Manche Balinesen glauben bei der Wiedergeburt auch daran, dass diese am wahrscheinlichsten innerhalb der eigenen Familie stattfindet. Zum Beispiel hat uns ein Fahrer berichtet, dass seine Tochter seiner verstorbenen Mutter sehr ähnlich sieht und auch ähnliche Interessen und Talente hat. Aus diesem Grund ist er davon überzeugt, dass seine Tochter die Wiedergeburt der Seele seiner verstorbenen Mutter ist. Man mag daran glauben oder auch nicht – jedenfalls kann ich mir vorstellen, dass man mit diesem Glauben möglicherweise etwas besser von Tod von geliebten Angehörigen verarbeiten kann, da das Thema Reinkarnation ja einen spannenden Neuanfang eines abgelaufenen Lebens bedeutet. Und der individuellen Interpretation sind keine Grenzen gesetzt. 😊
Liebe Julia, vielen herzlichen _Dank, dass du uns nicht nur mit so wunderbaren Bildern versorgst, sondern uns auch noch Einblick in die Kultur und den Glauben der Bevölkerung gibst. Das ist wirklich sehr interessant und was das Thema Reinkarnation betrifft braucht man nicht unbedingt ein Hindu sein. Darüber hinaus ist es insgesamt eine unglaublich schöne und stimmige Lebenseinstellung der nichts mehr hinzuzufügen ist. 🌝🌞